Lokalfernsehen fördern und fordern!
Lokal-TV-Kongress 2018Zum 4. Mal trafen sich Vertreter von Lokalfernsehen, Landesmedienanstalten und Medienpolitik beim Lokal-TV-Kongress in Potsdam, um über Zukunft und Perspektiven der Branche zu diskutieren.
„Wir müssen unsere Innovationskraft noch mehr im Programm zeigen!“ Das Plädoyer von Mike Langer von Altenburg-TV beim Schlusspanel des 4. Lokal-TV-Kongresses sorgte für großen Applaus unter den Teilnehmern. Bärbel Romanowski-Sühl, Medienrätin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) ergänzte: „Ganz viele Politikerinnen und Politiker wissen oft noch nicht genau, was die Lokal-Sender vor Ort leisten - dann muss man es ihnen noch mehr zeigen!“
Gemeinsam stellten die Vertreter von Sendern und den zuständigen Landesmedienanstalten fest: Lokal-TV ist ein zentraler Faktor in der lokalen Medienlandschaft, der eine wichtige Rolle für die Demokratie spielt.
Über zwei Tage (24. und 25. September 2018) hatten sich Lokal-TV-Macher, Vertreter von Landesmedienanstalten und Medienpolitiker getroffen, um in Diskussionen, bei Vorträgen und Workshops über die Zukunft der Branche zu sprechen. Eingeladen hatten die fünf ostdeutschen Landesmedienanstalten. Titel der diesjährigen Konferenz: „Smartes Lokal-TV – Neue Wege der Vermarktung“.
Die Programm-Macher beschrieben die Situation in ihren lokalen Verbreitungsgebieten: Bei regional relevanten Themen sind die Teams der Sender immer häufiger als einziges Bewegtbild-Medium vor Ort, um zu berichten. Umso wichtiger sei es, so die Sender-Vertreter, dass die Programme Unterstützung aus der Politik bekommen. „Wir wissen es längst: In Zukunft wird der lokale Werbemarkt nicht mehr die lokale Berichterstattung finanzieren können“, wie es ein Teilnehmer formulierte.
Die politische Bedeutung
„Wir müssen Lokal-TV mehr fördern und fordern“, fasste ein Vertreter der Landesmedienanstalten, die zum Kongress eingeladen hatten, das Ergebnis der zwei Tage zusammen. So forderten Medienpolitiker wie auch Gremienvertreter die Programm-Macher auf, ihre zentrale Rolle in der lokalen Berichterstattung noch offensiver auszufüllen.
Die Sender sollten vermehrt politische Diskussionen vor Ort abbilden, um den Bürgerinnen und Bürgern die lokale Politik transparent zu machen – „auch wenn es mal weh tut“, wie es Thomas Kralinski, Medienstaatssekretär des Landes Brandenburg formulierte. Das Interesse an lokalen Nachrichten sei jedenfalls groß und das stelle eine gute Grundlage für Lokal-TV-Macher dar. Zugleich ermutigte Kralinski dazu, auch neue Angebotsformen und Verbreitungswege zu nutzen und auszuprobieren. So habe er gerade eine Kooperationsvereinbarung mit Bad Belzig unterzeichnet. Gefördert von der Staatskanzlei will man dort im Rahmen des von der mabb initiierten Projekts "Smart Village" lokale Informationen und digitale Services in einer App verbinden und einen echten Mehrwert für die Bürger im ländlichen Raum bieten.
Von Seiten der Sender kam der Hinweis, dass für ein Bestehen im lokalen Nachrichtengeschäft die Unterstützung der Landesparlamente notwendig sei. So bekam auch der Vorschlag, die technische Förderung von Lokal-TV im Rundfunkstaatsvertrag über den 31. Dezember 2020 hinaus zu entfristen, mit Abstand den größten Applaus der Veranstaltung.
Es geht um Qualität, Reichweite und Vernetzung
Den Weg ins digitale Zeitalter haben die ersten Sender schon eingeschlagen, wie Vorträge und Workshops u.a. über smarte Vermarktungsmöglichkeiten demonstrierten. Die Teilnehmer des Kongresses zeigten sich motiviert und ambitioniert, wenn es um technische und inhaltliche Weiterentwicklungen geht. So stießen die Vorträge und Workshops über HBB-TV und „addressable programming“ auf großes Interesse. Damit bietet sich die Möglichkeit, den Zuschauern individuelle Werbung auszuspielen, die sich an den Interessen und dem Nutzungsverhalten orientieren – was ganz neue Vermarktungsmöglichkeiten und damit eine Perspektive für die Sender eröffnet. Wichtigste Voraussetzung: Die Haushalte müssen ein smartes TV-Gerät besitzen, das mit dem Internet verbunden ist.
Nicht nur um technische, sondern auch inhaltliche Innovationen ging es in der Programmbörse am Abend des ersten Tages: Dort präsentierten Programm-Macher und Dienstleister Beiträge, Formate, experimentelle Projekte und technische Lösungen, die für viel Gesprächsstoff sorgten.
Auch damit hatte der Kongress sein Ziel erreicht: Die Branche in den Austausch über Qualität und Programm zu bringen und den Dialog untereinander zu fördern.