Liebe Leserinnen, liebe Leser, wie kann die Inklusion behinderter Menschen in unserer Gesellschaft gelingen? Und wie kann die gleichberechtigte Teilhabe aller Bürger in allen gesellschaftlichen Bereichen umgesetzt werden? Ganz ohne Barrieren! Dies ist derzeit ein wichtiges und viel diskutiertes Thema. Bereits Ende 2006 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) die Behindertenrechtskonvention verabschiedet. Sie fordert Inklusion in allen Bereichen des Lebens. Deutschland und weitere 157 Länder haben sich zu dieser UN-Konvention bekannt.
Auch in meinem beruflichen Wirken bin ich als zuständiger Direktor für mehrere Museen in denkmalgeschützten Gebäuden der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt immer wieder mit der nur schwer zu erfüllenden Forderung nach umfassender Barrierefreiheit befasst. Es bedarf oft großer Kreativität, den barrierefreien Zugang auch denkmalgerecht zu ermöglichen – doch es ist möglich. Dazu gehört zum Beispiel der Einbau von Rampen, Aufzügen, verbreiterten Türen, Blindenleitstreifen und eines gut zu erreichenden Notrufes in behindertengerechten Sanitäreinrichtungen.
Den Medien kommt bei der Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft eine Schlüsselrolle zu. Es ist wichtig, auf welche Weise und in welchem Ton sie über Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung berichten, welches Bild sie von ihnen zeichnen. Stellen sie sie als Opfer dar, werden alte Klischees und Formulierungen bedient? Oder berichtet ein Journalist über eine Seite eines behinderten Menschen, die uns allen eine völlig neue Perspektive auf das Leben eröffnet? Lilian Masuhr, die Projektleiterin des Internetportals „Leidmedien.de“, hat es treffend formuliert: „Wenn man neue Bilder in den Medien transportiert, dann nehmen das Menschen natürlich auch wahr und ändern im besten Fall ihre Haltung oder Einstellung.“ Das gesamte Interview mit Lilian Masuhr lesen Sie auf Seite 9.
Mit unserer aktuellen Ausgabe wollen wir ganz konkret aufzeigen, wieviel Inklusion in den Programminhalten stattfindet und wie Inklusion von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern, aber auch in den Bürgermedien wirklich gelebt wird. In Interviews, Reportagen und Berichten zeigen wir auf, wie Medien und Medienschaffende das Thema umsetzen. In unserem ersten Artikel der MSA EinBlicke beginnen wir mit einer Reportage über Tristan, einem 18-jährigen Jugendlichen, der mit dem Down-Syndrom lebt, also 47 anstatt 46 Chromosomen hat. Er wohnt in Halle und geht jeden zweiten Donnerstagnachmittag beim Freien Radio Corax zum Workshop "rAus:Leben". Eine Autorin der MSA EinBlicke hat ihn auf Radioreporter-Tour begleitet und mit ihm über seinen Alltag, über seine Workshop-Erlebnisse und über seine Zukunft gesprochen.
Und natürlich haben wir uns ganz genau angesehen, wie barrierefrei die Programminhalte der „großen Sender“ wirklich sind, also ob sie wirklich von blinden, sehbehinderten oder hörgeschädigten Menschen genutzt werden können. Und wir haben Sendungen zusammengetragen, die das Thema „Inklusion“ aufgreifen. Dabei haben wir uns beispielhaft den Mitteldeutschen Rundfunk herausgegriffen, aber auch interessante Programminhalte bei den TV-Sender der ProSiebenSat.1 Media AG und bei der Sky Deutschland GmbH gefunden.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre und – wie immer – viele neue informative Einblicke!
Ihr Professor Dr. Konrad Breitenborn